Beschreibung
Angaben zum Brett:
Spalt auf der linken Seite,altersbedingt. Ansonsten guter Zustand
Bewertung:
Robert Parker 86/100
Die 37 Hektar großen Weinberge liegen genau an der Nahtstelle zwischen dem Kalksteinplateau von Saint-Émilion und den Kiesablagerungen der Dordogne am Fuße des Plateaus.
Die Ursprünge des Gutes liegen wohl im 4. Jahrhundert in römischer Zeit. Die Rebflächen wurden an den Hängen namens Côte Pavie angelegt. Pavie ist der französische Name des Weinbergpfirsichs. Der Besitz bestand vermutlich das ganze Mittelalter hindurch.
In der ersten Ausgabe des berühmten Buches „Bordeaux et ses vins“ von Cocks und Féret aus dem Jahr 1850 wird Château Pavie bereits als eines der führenden Güter der Region erwähnt. Haupteigentümer war seinerzeit die Familie Talleman, während kleinere Parzellen von den Familien Pigasse, Lafleur, Chapus, Dussaut und Croisit bewirtschaftet wurden. Nach dem Tod von Adolphe Pigasse im Jahr 1885 verkaufte seine Witwe die Rebflächen an Talleman.
Im Jahr 1885 erwarb der Bordelaiser Weinhändler Ferdinand Bouffard den gesamten Besitz der Familie Talleman. In der Folge vergrößerte er die Fläche durch Zukauf und Erbe auf insgesamt 50 Hektar. Er konsolidierte die gesamte Fläche unter dem Namen „Pavie“, gab aber den Weinen, die von Parzellen auf dem Plateau kamen, den Namen „Pavie-Decesse“.
Ende des 19. Jahrhunderts vernichtete die Reblaus die gesamten Investitionen von Bouffard. Aufgrund seines Weinbau-Wissens konnte Bouffard zwar den Weinbaubetrieb unter schwierigen Bedingungen fortführen, musste aber nach dem Ersten Weltkrieg sein Lebenswerk an Albert Porte verkaufen. Im Jahr 1943 ging der Besitz an Alexandre Valette über, dem bereits das benachbarte Château Troplong Mondot gehörte. Der in Paris ansässige Geschäftsmann ließ die Weinberge nach einem 60-Jahre-Plan neu anlegen. Bei der ersten Klassifikation der Saint-Émilion-Weine im Jahr 1954 wurde Château Pavie in den Rang eines 1er Grand Cru Classé B eingestuft.
Nach dem Tod von Alexandre Valette im Jahr 1967 wurde sein Weinbergsbesitz auf mehrere Familienzweige verteilt. Sein Neffe Jean-Paul verwaltete schließlich eine Trägergesellschaft, zu der neben Château Pavie noch Château Pavie-Decesse und Château La Clusière gehörten. Weinberge und Material waren jedoch mittlerweile in einem schlechten Zustand. Die Weine wurden in schlecht unterhaltenen Kalksteinhöhlen gelagert. Im Jahr 1974 verschütteten niederstürzende Kalksteinstücke schließlich 53 Barriquefässer; Menschen kamen dabei nicht zu Schaden.
Im März 1998 schließlich übernahm der vormalige Großmarktketten-Besitzer Gérard Perse das Gut für ca. 30,800 Mio. US-Dollar. Zuvor hatte er bereits die Güter Château Monbousquet, La Clusière und Pavie-Decesse erworben. Noch im gleichen Jahr wurden umfangreiche Investitionen getätigt und der Önologe Michel Rolland als Berater engagiert. Im Jahr 1999 wurde ein über 7 m tiefer Faßkeller eingeweiht, der insgesamt 700 Barriques Platz bietet. Im Weinberg wurden Rebstöcke, die in schlechtem Zustand waren, ausgetauscht, und in den tiefer gelegenen Flächen wurde eine bessere Bodendrainage angelegt.
Seither zog der Preis der Weine von Pavie auf und davon. War der hervorragende 1990er Mitte der Neunzigerjahre noch für unter 200 Francs zu haben, so kostete der 2000er in der Subskription fast 1500 Francs (240 Euro)! Der Château Pavie hat damit zur absoluten Spitzengruppe von Bordeaux aufgeschlossen. Seit 2002 geht auch der Ertrag der Weinberge des Château La Clusière in den Wein von Château Pavie ein. Dessen eigenständige Produktion stand dem Pavie seit 1997 in nichts nach – der 2000er La Clusière erhielt sogar die Traumbewertung von 100 Parker-Punkten.