Beschreibung
Die Ursprünge der Domaine Mugnier gehen zurück auf das Ende des 19. Jahrhunderts, als der in Dijon ansässige Likörfabrikant Francois Frédéric Mugnier zwanzig Hektar Weinberge zusammenkaufte, die sich jeweils zur Hälfte auf die Gemeinden von Nuits Saint Georges und in Chambolle-Musigny verteilten.
Das Gros dieser Parzellen gehörte zuvor der wohlhabenden Familie Marey-Monge, von der Mugnier im Jahr 1889 auch das Château de Chambolle-Musigny erwerben konnte. In der feinen Dijonnaiser Bourgeoisie war es damals keinesfalls üblich, sich sich um die Bewirtschaftung der Weinberge zu kümmern. Man beschäftigte Winzer, die die Tagesarbeit erledigten und verkaufte den Wein dann im Fass an den Handel.
Mugniers einziger Sohn Ernest übernahm die Verwaltung des Gutes für einige Jahre und hinterließ im Jahr 1924 insgesamt acht Kinder. Unter der Bezeichnung „Enkel von Frédéric Mugnier“ gründeten die fünf Söhne eine Gesellschaft und kümmerten sich gemeinsam um die Belange des Weingutes. Sie waren froh, dass ihre drei Schwestern ihnen ihre Weinbergsanteile verkauften, auch um ihre Mitgift dadurch etwas auskömmlicher gestalten zu können. Im Ersten Weltkrieg wurden alle fünf Mugniers zum Militärdienst eingezogen und kamen schwer gezeichnet nach Hause zurück. Einige verstarben sogar in jungen Jahren, ohne Nachkommen zu hinterlassen.
Eine Ausnahme bildete insofern Marcel Mugnier, dessen Sohn Jacques im Jahr 1923 geboren wurde und gerade einmal fünfzehn Jahre alt war, als der Vater 1938 verstarb. Um sich der Zwangsarbeit der deutschen Besatzungstruppen zu entziehen, flüchtete Jacques Mugnier 1944 im Alter von zwanzig Jahren zunächst nach Spanien und später über Marokko nach Großbritannien. Seine Karriere als Flieger im freien Teil Frankreichs war nur von kurzer Dauer, denn bald nach Abschluss seiner Ausbildung war auch der Krieg zu Ende. Jacques Mugnier nahm deshalb das bei Kriegsbeginn unterbrochene Jurastudium wieder auf und leitete das Weingut gemeinsam mit seiner Mutter Germaine. Als Onkel Charles, immer noch Junggeselle, im Jahr 1944 verstarb, kam es zu erheblichen Zwistigkeiten in der Familie. Den größten Teil seines Vermögens hatte Charles nämlich seiner langjährigen Maitresse – heute würde man politisch korrekt von der Lebensgefährtin sprechen, einer Madame Adrien vermacht, die als Tänzerin an der Oper von Dijon tätig war. Jacques Mugnier hatte zwar nicht genügend Geld, um ihr die Weinberge abzukaufen, insbesondere aber lehnte Madame Adrien jegliche Verhandlungen mit einer Familie brüsk ab, die sie stets nur mit Missachtung und Häme gestraft habe. Sie zog es deshalb vor, ihre Grundstücke dem Weinhändler Joseph Drouhin anzudienen, womit der Domaine Mugnier nennenswerter Besitz verlorenging.
Bevor Jacques Mugnier 1950 in die Bank von Indochina eintrat, regelte er vor seiner Abreise nach Saudi-Arabien noch die Obliegenheiten der Familie: Er entschloss sich zu einem Verkauf des nicht mehr so recht florierende Likörgeschäft an die Firma L´Heritier-Guyot, die Weinberge jedoch wollte er unbedingt im Familienbesitz halten. Mit dem aus Nuits Saint Georges stammenden Weinhändler Guy Faiveley, den er vom Jurastudium her kannte, schloss er deshalb einen langjährigen Pachtvertrag, der zehn Hektar in Nuits Saint Georges, vier Hektar in Chambolle-Musigny und ein halbes Hektar im Clos de Vougeot.
Im Jahr 1952 wurde Jacques Mugnier nach Saigon versetzt, wo er die aus dem Elsass stammende Michelle Bachschmidt kennenlernte, die er zwei Jahre später heiratete. In Genf, wohin sie inzwischen umgesiedelt war, brachte Madame Mugnier im Januar 1955 ihren Sohn Frédéric zur Welt. Einige Monate später vereinte sich die Familie dann in Paris, wo Vater Jacques wieder seine Arbeit in der Bank aufnahm. „Er hat immer davon geträumt, die Weinberge in Burgund wieder in die Familie zurückzubringen“, erinnert sich Frédéric Mugnier heute, „sie möglicherweise sogar selbst zu bewirtschaften.“ Jedoch seien die Pachtregeln in Frankreich dermaßen streng, weil sie eher den Bewirtschafter schützen als den Eigentümer von Grund und Boden. Um einen Pachtvertrag auflösen zu können müsse der Verpächter nämlich nachweisen, dass er über hinreichende fachliche Voraussetzungen verfügt, die Weinberge selbst zu bewirtschaften zu können und auch, dass er vor Ort zu leben. Dies waren für Jacques Mugnier natürlich unerfüllbare Bedingungen, da er weiterhin in Paris leben wollte. Um ein Haar wäre es in dieser Causa zu einem Rechtstreit gekommen, die Anwälte waren bereits munitioniert, zu guter Letzt vereinbarte Mugnier im Jahr 1977 dann doch die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Faiveley: Der auf fünfundzwanzig Jahre limitierte Pachtvertrag umfasste nun aber nur noch die zehn Hektar große Monopollage Clos de La Maréchale in Nuits Saint Georges, hingegen einigte man sich darauf, dass die vier Hektar in Chambolle Musigny zurück in den Schoß der Familie Mugnier kamen. Um Faiveley diesen Deal schmackhaft zu machen, musste Mugnier ihm allerdings das halbe Hektar im Clos de Vougeot zu einem sehr günstigen Preis überlassen.